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Weiter fragen – mit Gleichgesinnten
Beitrag in «Erwägungen», Journal der Theologischen Bewegung für Solidarität und Befreiung – TheBe, September 2015

Workout für Engagierte (in «Erwägungen»)
Workout meint in der Sprache des zum neuen gesellschaftlichen Treffpunkt avancierenden Fitnessraums den Aufbau und das Fithalten der Muskulatur. In ironischer Anlehnung an diesen Begriff erzählen Menschen aus verschiedenen Zusammenhängen in der Rubrik «Workout für Engagierte» davon, wie sie es schaffen, in dürftiger Zeit die Kraft für ihr Engagement zu finden und zu erhalten.
Kann man auch als Pensionierte noch Fragen stellen, oder hört das irgendwann auf? Offenbar nicht. Fast täglich frage ich mich, was eigentlich schief läuft, warum mehrheitswichtige Themen nicht mehrheitsfähig sind. Warum lassen sich die Stimmberechtigten blenden, wenn es um sozialpolitische Themen geht? Weshalb akzeptieren so viele das Holzhammerargument, die Firmen zögen aus der Schweiz weg, wenn dies oder jenes geändert würde? Weshalb ist das Engagement für Menschenrechte bei den Mitteparteien so flau? Und warum kann sich die politische Rechte ausländerfeindlicher denn je äussern?

Weshalb wählen nur wenige Kandidierende fürs Parlament die Klimafrage als Thema für ihren Wahlkampf? Und weshalb machen nur wenige von ihnen eine solidarische Einstellung zu den Flüchtlingen zum Hauptthema? Weshalb werden in der Schweiz Klagen gegen die einseitige patriarchale Gesellschaft von Jahr zu Jahr leiser? Und wer spricht noch von der Abschaffung der Armeen weltweit, wenn schon die Armee in der Schweiz nicht mehr in Frage gestellt wird?

Mit dem Eintritt ins AHV-positive Alter habe ich mehr Zeit, fundierter über die alltäglichen Fragen des Lebens nachzudenken. Ich gehöre nicht zu jenen, die pausenlos «keine Zeit» haben. Vielmehr gönne ich mir die Zeit, um zu philosophieren und mich über Gott und die Welt auszutauschen. Ich habe mehr Zeit als früher, mich aufs Wesentliche zu konzentrieren und dieses – so hoffe ich – überhaupt zu erkennen.

Die «Weltverantwortung» tragen
Eine mir besonders wichtige Frage ist, wie echte Aufklärung aussehen sollte und weitergegeben werden kann, um Engagierte auf die Strasse oder zum Handeln zu bringen. Wie schaffen wir es, Menschen anzustiften, damit sie für eine gerechtere Welt einstehen und ihren persönlichen Beitrag im Alltag leisten? Schliesslich kamen wir alle bei der Geburt «auf die Welt» und nicht «in die Schweiz». Damit tragen wir eine «Weltverantwortung» und müssen uns für mehr Gerechtigkeit, für einen Ausgleich zwischen Nord und Süd einsetzen.

Damit ich trotz der vielen offenen Fragen und der tristen Lage nicht verzweifle, hilft mir die Gewissheit, dass ich nicht allein bin: Viele ähnlich Denkende arbeiten an denselben Zielen. Diese Solidarität schützt mich davor, träge zu werden. Statt mich von der Zeitungslektüre entmutigen zu lassen, schöpfe ich daraus Empörung und macht in mir Kräfte frei, klar und lautstark für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzustehen.

Ich bin überzeugt, dass die neuen linken Bewegungen, in denen sich viele Jugendliche einbringen, einen neuen Schub entwickeln. Diese Projekte und Ideen legen bloss, dass wir Gefangene des kapitalistischen Systems sind. Sie zeigen auf, dass wir nur eine Zukunft haben, wenn wir uns der «Weltverantwortung» bewusst werden und uns von den egoistischen Mauern befreien.

Gegen die Resignation hilft mir mein Urvertrauen, das ich in meinem Elternhaus aus dem spürbar gelebten Glauben meiner Eltern schöpfte. Ich bekam in die Wiege gelegt, dass wir für unser Tun Verantwortung tragen, dass aber die Machbarkeit nicht einzig in unseren eigenen Händen liegt. Diese Haltung prägt noch immer mein Handeln. Schon meinen Eltern war klar, dass man nicht schweigen darf gegenüber der Ungerechtigkeit und der Zerstörung unserer Mitwelt. In meinem Verständnis bezieht sich die christliche Botschaft aufs Diesseits – das ist ein klarer Auftrag für mich.

Gegen die Resignation hilft mir mein Urvertrauen, das ich in meinem Elternhaus aus dem spürbar gelebten Glauben meiner Eltern schöpfte. Ich bekam in die Wiege gelegt, dass wir für unser Tun Verantwortung tragen, dass aber die Machbarkeit nicht einzig in unseren eigenen Händen liegt. Diese Haltung prägt noch immer mein Handeln. Meinen Eltern war klar, dass man nicht schweigen darf gegenüber der Ungerechtigkeit und der Zerstörung unserer Mitwelt. In meinem Verständnis bezieht sich die christliche Botschaft aufs Diesseits – das ist ein klarer Auftrag für mich. Das im Elternhaus erhaltene Urvertrauen prägt noch heute mein Handeln, schützt vor Resignation und hilft mir, mich zu empören.

Diesen meinen Weg zu gehen, schaffe ich nur dank vielen Gleichgesinnten, dank unzähligen wertvollen Beziehungen und vielen Mitmenschen, die an die Machbarkeit einer anderen Welt glauben und gemeinsam daran bauen.  
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