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Forschung braucht Transparenz und Ethik
Kolumne in www.suedostschweiz.ch, 3. Februar 2013

Ende Februar knallten in Lausanne die Champagnerkorken: Die EU-Kommission erkor das «Human Brain Project» (HBP) zu einem Flaggschiffprojekt und sprach ihm für die nächsten zehn Jahre eine Milliarde Euro zu. Ziel ist, bis in zehn Jahren das menschliche Hirn simulieren und so die Entstehung und den Verlauf gewisser Krankheiten wie Alzheimer erklären zu können. Der kleinen Schweiz ist somit gelungen, ein ungewöhnlich schwergewichtiges Forschungsmodul an Land zu ziehen. Viel Geld aus Brüssel wird nach Lausanne fliessen, denselben Betrag müssen aber auch die Projektverantwortlichen aufwerfen.

An der ETH Lausanne (EPFL) sind vor allem das Zentrum, also die Geschäftsstelle des HBP, angesiedelt, dazu selbstverständliche wichtige Forschungsteile. Die EU-Flaggschiffprojekte sind aber immer international eng vernetzte Angelegenheiten. Das bedeutet, dass Dutzende weitere Universitäten Teilbereiche des HBP übernehmen werden. Der Erfolg zeigt somit, dass die Schweiz zwar einerseits wettbewerbsfähig ist, andererseits aber auch auf die enge Zusammenarbeit mit dem Ausland angewiesen ist.

Projektleiter Henry Markram forscht schon seit zehn Jahren im Bereich Hirn und Neurologie. Allerdings gilt er in der Forschergemeinde als wenig kommunikativ. Was er im letzten Jahrzehnt genau erreichte, ist selbst für Insider nicht klar nachvollziehbar.

Wenn die Schweiz in den nächsten Jahren Dutzende von Millionen Franken an Forschungsgeldern aufwirft, um das HBP mitzufinanzieren, braucht es deutlich mehr Transparenz als in der Vergangenheit. Es reicht nicht, wie dies die EPFL im Vorfeld der Projektausschreibung getan hat, vollmundig vom visionären HBP zu schwärmen. So etwas erlebten wir 2006, als an der Uni Basel das Projekt SESAM die Entstehung von Depressionen untersuchen und dafür 3000 Kinder ab der 6. Lebenswoche erfassen wollte. Nach schweizweiten Protesten wurde das Nationalfondsprojekt 2008 eingestellt.

Um einen solchen Schiffbruch zu verhindern, sollte die ETH Lausanne frühzeitig klären, wo es möglicherweise ethische Problemfelder gibt. Sind solche zu erkennen, empfiehlt sich die breite öffentliche Diskussion. Sonst ist der Goodwill, den das Projekt heute mehrheitlich geniesst, schnell verspielt.  
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Kolumne: «Human Brain Project»