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Frauen als Flüchtlinge ernst nehmen
Kolumne in www.suedostschweiz.ch, 11. März 2012

30, männlich, dunkelhäutig, so sieht der klassische Flüchtling aus, wie wir ihn uns vorstellen. Doch das Bild wird den Tatsachen nicht gerecht: 40 Prozent der im Asylverfahren hängigen Fälle betreffen Frauen. Diese haben denn auch häufig Fluchtgründe, die anders gelagert sind als jene von männlichen Asylsuchenden. Flüchtlingsfrauen kommen häufig bereits aus einer Lebenssituation, die stark patriarchal geprägt ist. Frauen werden zudem häufig Opfer von bewaffneten Konflikten, von häuslicher und oft sexueller Gewalt. Sie leiden unter Zwangsbeschneidung, Gewalt im Namen der Familienehre und unter Zwangsheirat – alles Situationen, in die Männer kaum kommen.

Nicht nur im Ursprungsland, sondern auch auf der Flucht sind Frauen regelmässig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Dazu kommt, dass diese Art von Gewalt häufig von Privaten ausgeübt wird. Erst seit ein paar Jahren lässt das schweizerische Asylgesetz auch Gewalt, die nicht von staatlichen Organen augeübt wird, als Fluchtgrund zu. Das ist ein Fortschritt, für den Flüchtlingsorganisationen lange und energisch kämpfen mussten.

Erst seit relativ kurzer Zeit, seit 1998, können hierzulande frauenspezifische Asylgründe geltend gemacht werden. Ganze zehn Jahre dauerte es, bis das Bundesamt für Migration entsprechende Richtlinien publizierte, wie mit solchen frauenspezifischen Fluchtgründen umzugehen sei. Doch wie sieht der Alltag im Asylverfahren aus?

Die Organisation Terre des Femmes wollte wissen, wie sich diese Praxisänderung auf die Behandlung von Asylanträgen von Frauen ausgewirkt hat. Die letztes Jahr publizierte Studie untersucht 32 Asylgesuche aus den Jahren 2004 bis 2010. Der wichigste Grund, dass ein Gesuch abgelehnt wurde, war mit 30 Prozent der Fälle, dass den Frauen nicht geglaubt wurde. In zweiter Instanz allerdings wurde das Gesuch meistens sofort gutgeheissen oder in eine vorläufige Aufnahme umgeändert. «Diese Resultate sind besorgniserregend», schreibt Terre des Femmes. Würde ein Asylverfahren bereit bei den erstinstanzlichen Entscheiden sorgfältig gearbeitet, könnten Ressourcen gespart und langwierige Prozesse, welche die Asylsuchenden belasten, vermieden werden.

Derzeit verschärft sich das Klima für Asylsuchende in der Schweiz. Umso wichtiger ist es, den geschlechtsspezifischen Fluchtgründen von Frauen Rechnung zu tragen. Dazu gehören neben einer sorgfältigen Prüfung der Asylgründe durch qualifiziertes Personal auch einen gendersensiblen Umgang mit Asylbewerberinnen und eine verstärkte Spezialisierung der Länderrecherche auf frauenspezifische Themen. Wenn die Schweiz trotz Verschärfung des Asylrechts ein Minimum an humanitärer Tradition erhalten will, ist dieses Engagement zugunsten Asylbewerberinnen unverzichtbar.  
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Kolumne: Engagement zugunsten Asylbewerberinnen