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CVP-Heiratsprämie als Aprilscherz
Kolumne in www.suedostschweiz.ch, 9. Mai 2010

In einem guten Jahr sind Nationalratswahlen, und das Buhlen um Stimmen hat bereits begonnen. Ende April etwa präsentierte CVP-Präsident Christophe Darbellay einen ganzen Strauss von Forderungen. Jenen, die sich von Burkas und Gaddafis bedroht fühlen, will er mit 3000 zusätzlichen Polizisten die Nachtruhe zurückgeben. Und pädophile Straftäter sollen auf einer schwarzen Liste aufgeführt werden – ob Darbellay dabei zwischen weltlichen und geistlichen Pädophilen trennt, also eine schwarze und eine dunkelschwarze Liste führen will, ist noch unklar.

Klar ist hingegen, die CVP befindet sich «à la recherche du C perdu»: Die «C-Diskussion» soll zeigen, was der Partei das C heute noch wert ist. Und dabei visieren die Christlichdemokratinnen und -demokraten auch ihre alte Zielgruppe an, die Familien und jene, die es werden wollen. Lange haben Darbellay & Co. gegrübelt, doch der Aufwand hat sich gelohnt: In Zukunft, so fordert die orange Mittepartei, sollen Hochzeitskosten von der Steuer abgezogen werden können. Die Hoffnung: Mit der fiskalischen Befreiung soll den Schweizerinnen und Schweizern die wilde Ehe verleidet werden. Stattdessen werden wieder ordentlich Ringe an die Finger gesteckt, Buttercremetorten zersäbelt und Hochzeitsbouquets in die jubelnde Menge geworfen.

Kommt es zur Annahme dieses Vorstosses, dürften sich Stretchlimousinenchauffeure, Floristen und Kostümverleiher freuen. Einer zweiten Berufsgattung steht die CVP-Spitze aber womöglich näher: den Anwälten und Scheidungsrichtern. Denn nur was zusammengehörte, kann wieder getrennt werden. Vermutlich werden sich jene Neuvermählten, denen das christliche Steuergeschenk den letzten Zwick zum Ja-Wort gegeben hat und jetzt doch «richtig» heiraten, nicht deutlich beständigere Ehen führen als der Durchschnitt.

Fragwürdig ist der Vorstoss aber nicht zuletzt aus einem Grund, der schon Matthäus im Gleichnis zum anvertrauten Geld treffend beschrieb: «Wer hat, dem wird gegeben.» Wer sich also zur Hochzeit ein rauschendes Fest leisten kann, Schimmel und Rolls-Royce vorfahren lässt und in Champagner badet, kann nach dem grossen Kater die Kosten erst noch von den Steuern abziehen. Wos aber nur für eine Pizza reicht, sind die Abzüge vernachlässigbar.

Der CVP-Vorstoss so originell, wie es ein Aprilscherz halt ist. Ob er der Partei auf der Suche nach dem verloren gegangenen C weiterhilft, wage ich zu bezweifeln.  
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