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Zum Abschied von Willy Spieler
erschienen in «Neue Wege», März 2008

Willy Spieler geht – und bleibt uns doch erhalten. 30 Jahre lang zeichnete Willy Spieler als Redaktor der Neuen Wege. Er hat sie tatsächlich schon früh vorgezeichnet, die neuen Wege, nach denen unsere kleine, aber feine Zeitschrift immer auf der Suche ist. Mindestens ein ebenso gutes Gespür hatte Willy in all den Jahren dafür, neue Irrwege als solche zu erkennen, zu entlarven und in einer präzisen Sprache in unserer Zeitschrift aufzudecken.

Ich bin zwar nicht so lange bei den Neuen Wegen aktiv dabei wie Willy. In Erinnerung ist mir aber als Leserin, wie er schon 1999 den «"Götze Macht" oder die Zehn Dogmen des Neoliberalismus» ins Heft hob, Themen, die heute zwar breit diskutiert werden, damals aber erst wenige bewegten. Schon 1999 plädierte Willy für einen «Widerstand für den Rechtsstaat», den er auf Grund verschiedener Vorkommnisse für akut gefährdet hielt. Als es 1994 um die Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht ging, war Spieler zur Stelle und stellte die richtigen und wichtigen Fragen unter dem Titel «Fremdenfeindlichkeit als Gesetz». Und sein bereits 1985 geschriebenes Essay «Das Elend des politischen Katholizismus» über die C-Partei hat an Aktualität nichts eingebüsst.

Die Redaktionsstelle bei den Neuen Wegen verlangt ein spezielles Profil – und Willy Spieler hat diesem Profil in idealer Weise entsprochen: neugierig und kritisch auf der Suche nach aufkommenden Themen und queren Köpfen; kämpferisch und versöhnlich zugleich. Schliesslich verfügt Willy über ein sprachliches Talent, das es zum anregenden Genuss macht, seine inhaltlich schwergewichtigen Texte zu lesen.

Mit seiner aussergewöhnlichen Persönlichkeit hat er der Zeitschrift ein Profil gegeben und zuvorderst mitgeholfen, sie aus der tiefen existenziellen Krise zu retten, in die sie vor 30 Jahren geraten war. Wenn heute namhafte Autorinnen und Autoren für ein bescheidenes Entgelt in den Neuen Wegen publizieren, ist dies ein wichtiges Verdienst von Willy, der diese Zeitschrift zu einem beachteten Diskussionsraum entwickelt hat.

Besonders gelungen ist Willy immer auch der Brückenschlag zwischen intellektuellen Theorien und der Frage, was diese in der Praxis bedeuten. Wer dem Kapitalismus kritisch gegenübersteht, muss Alternativen zeigen können – Willy beschrieb sie unermüdlich und forderte hartnäckig die «Wirtschaftsdemokratie».

Ich bin traurig, dass wir Willy gehen lassen müssen. Er ist ein wandelndes Lexikon der religiös-sozialen Bewegung der Schweiz. Doch gerade sein Abschied zeigt, wie ernst ihm die Kritik der Macht ist. Statt das Redaktionsamt weiterzuführen, wie wir ihn gebeten haben, übergibt er es einem jungen Redaktionsteam. Willy kann auch loslassen und trotzdem zur Stelle sein, wenn er gebraucht wird. So hat er sich bereit erklärt, weiterhin sein «Zeichen der Zeit» zu verfassen.

Wir lassen einen Redaktor ziehen, der sich 30 Jahre lang mit Talent, Kraft und Überzeugung für die Zeitschrift einsetzte. Was bleibt, ist weit mehr als Papier. Es sind Gespräche, Kontakte und Ideen, die im Lauf der Jahre geführt, geknüpft und entwickelt wurden. All das wird nicht im Archiv verstauben. Sondern die Arbeit des linken Propheten Willy Spieler lebt weiter, in unseren Köpfen und unseren Herzen. Danke, Willy!  
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