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Zweite Röhre bringt mehr Gefahrguttransporte auf der Strasse und mehr Lärm und Luftverschmutzung
Beitrag an der Medienkonferenz der Alpen-Initiative vom 23.12.04 in Bern

Der Gegenvorschlag zur Avanti-Initiative wird für die Alpen und die ganze Schweiz katastrophale Folgen haben: mehr Lärm, mehr Luftverschmutzung, mehr CO2 und mehr Bodenversiegelung. Die zweiter Röhre am Gotthard ermöglicht nicht nur ein paar Prozent mehr Verkehr, sondern eine Verdoppelung des Verkehrsvolumens. Sie lockt noch mehr Lastwagen und insbesondere Gefahrguttransporte auf die A2.

Der Bau einer zweiten Röhre bedeutet eine massive Abwanderung von Gefahrguttransporten von der Schiene auf die Strasse. Heute ist der Transport von GefahrgĂĽtern gemäss Definition des SDR im Gotthardstrassentunnel nur in sehr geringen Mengen erlaubt – anders als im zweiröhrigen Seelisbertunnel und in allen andern Autobahntunnels. (Die Unfälle der letzten Jahre zeigen allerdings, dass viel mehr als GĂĽter als gefährlich eingestuft werden mĂĽssten.) Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Gefahrgutvorschriften fĂĽr einen zweiröhrigen Gotthardtunnel denjenigen anderer Autobahntunnels angepasst werden. Das Resultat werden markant mehr gefährlich Transporte auf der ganzen Transitroute zwischen Basel und Chiasso sein. Bundesrat Leuenberger hat diese Vermutung nicht dementiert. (vgl. meine Frage vom 8.12.03 fĂĽr die Fragestunde, vgl. auch www.alpeninitiative.ch, «Wenn es Gefahrgut gewesen wäre...»)

Eine nicht veröffentlichte Studie im Auftrag des Buwal (Buwal / Ernst Basler+Partner: Initiative Avanti und Gegenvorschlag: Auswirkungen auf die Umwelt. August 2002) kommt zum Schluss: «Die Emissionen von Stickoxiden (NOx) und des lungengängigen Schwebestaubs (PM 10) nehmen beim Gegenvorschlag und bei der Avanti-Initiative zu. ... Das im CO2-Gesetz formulierte Reduktionsziel wird ... nicht unterstĂĽtzt. ... Die ... Ausbauten unterstĂĽtzen das Ziel der Reduktion der Lärmbelastung nicht. ... Die bedeutende Bodenversiegelung steht dem angestrebten Ziel entgegen, dass die Beanspruchung der wertvollen Ressource Boden auf ein Minimum zu beschränken ist.» Dabei bezieht sich diese Beurteilung auf den ursprĂĽnglichen Gegenvorschlag des Bundesrates, nicht auf die viel weitergehende Version des Parlamentes.

Durch den Bau der zweiten Röhre sind die schon heute überbelasteten Alpentäler besonders betroffen. Deren ökologische Situation weist einige Besonderheiten auf, die eine Sonderbehandlung der besonders empfindlichen Alpen erfordern:
  • Ein einzelnes Fahrzeug verursacht in einem engen Alpental dreimal mehr Luftverschmutzung (Immissionen) als im Mittelland, auch wenn es gleichviel Abgase ausstösst (Emissionen). Grund dafĂĽr sind die zahlreichen Inversionslagen (insb. im Winter und in der Nacht).
  • Nimmt der Verkehr infolge einer zweiten Röhre auch nur um 10% zu, so verursacht der Mehrverkehr 50-100 mal mehr Luftverschmutzung als der gelegentlich auftretende Stau. Die zusätzlich ermöglichten Fahrten verschmutzen die Luft ĂĽberdies auf einer zehn mal längeren Strecke, so dass im Endeffekt die 2. Röhre 500 bis 1000 mal schädlicher ist als der Stau. (vgl. www.alpeninitiative.ch, «Mehr Verkehr ist schädlicher als Stau»)
  • Verkehrslärm breitet sich in den engen Alpentälern ähnlich wie in einer Strassenschlucht in der Stadt aus. Bei Inversionen bleibt der Lärm wie in einem Kessel gefangen. (vgl. www.alpeninitiative.ch, Sonstiges: «Verkehr verlärmt die Alpentäler»)
  • Nimmt infolge des Baus der 2. Röhre der Verkehr auf der A2 zu, so steigt auch die Zahl der Unfälle. Die Beratungsstelle fĂĽr UnfallverhĂĽtung (bfu) hat in ihrer Vernehmlassung zur parl. Initiative Giezendanner fĂĽr eine zweite Röhre klar festgestellt: «Der Bau einer zweiten Gotthardröhre ist aus einer gesamtheitlichen Beurteilung der Sicherheit und aus heutiger Sicht nicht erforderlich. Aus SicherheitsgrĂĽnden dringend zu empfehlen ist jedoch die konsequente Verlagerung des GĂĽterverkehrs auf die Schiene. ... Dadurch verringert sich das Risiko nicht nur im Tunnel selbst, sondern auch auf der gesamten Nord-SĂĽd-Achse.»
  • Der angebliche Sicherheitsgewinn durch eine zweite Röhre muss zudem relativiert werden: Im Jahr 2000 starben 592 Menschen auf Schweizer Strassen und 1800 Menschen durch die vom Strassenverkehr verursachte Luftverschmutzung. Ein einziger Mensch starb im Gotthardtunnel. (Total seit Eröffnung im Jahr 1980 bis Ende 2001: 27 Tote, davon 11 beim Brand vom 24.10.01; beim Bau verloren 19 Menschen das Leben.)
  • Der Ausbau des Nationalstrassennetzes wird noch mehr Lastwagen auf die Strasse locken. Ihr Risiko, einen Unfall mit tödlichen Folgen zu verursachen, ist um ein Viertel höher als bei Personenwagen (Auto-motor-sport, 4/2002). Unbeherrschbare Tunnelbrände lassen sich nur vermeiden, wenn die Lastwagen zwingend auf eine Rola verwiesen werden – mindestens fĂĽr den Tunnelabschnitt.  
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