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Berge nachhaltig nutzen
erschienen in "Leben und Glauben", Januar 2002

Das internationale Jahr der Berge 2002 rückt einen Lebensraum in den Fokus, der allzuoft nur als Hindernis empfunden wird. Doch die Berge sind mehr: Rückzugsgebiet für die Natur, Erholungsraum für uns Menschen und ein sensibler Gradmesser in Sachen Umweltzerstörung. Auch wenn die Schweiz noch nicht UNO-Mitglied ist, das Jahr der Berge zeigt, wie wichtig ein internationales Zusammenstehen ist.

«Freie Sicht aufs Mittelmeer», skandierten in den achtziger Jahren bewegte Jugendliche. Heute sind es namhafte Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Politik, die zwar nicht einen Abbruch, aber doch ein Durchlöchern der Alpen fordern: Eine milliardenschwere zweite Gotthard-Autoröhre soll her, damit die Lastwagenflut problemlos von Nord nach Süd und umgekehrt donnern kann. Die Berge sind über Nacht vom Millionen Jahre altem Urgestein zu einem Verkehrshindernis geworden, das es mit allen technischen und finanziellen Mitteln zu beseitigen gilt. Das Unglück im Gotthard-Tunnel hat den Bohrlustigen zusätzlichen Auftrieb gegeben. Und weil die einfachste Antwort auf das Problem «Stau» eben «zusätzliche Kapazitäten» lautet, fordern dieselben Kreise auch neue Autobahnspuren im ohnehin schon zubetonierten Mittelland: Mit den Avanti-Initiativen soll unser sehr dichtes Nationalstrassennetz weiter ausgebaut werden.

Grenzen des Verkehrswachstums erreicht
Doch die Strategie der Autolobby greift zu kurz. Neue Verkehrswege, so haben die letzten Jahrzehnte gezeigt, ziehen automatisch auch mehr Verkehr an; die dringliche Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene wird unerreichbar. Ob neue Landepisten bei Flughäfen oder eine weitere Autobahn-Spur: Wo man schnell vorwärts kommt, überlegt man es sich nicht zweimal, ob die Reise oder der Transport tatsächlich nötig ist. Dass es Grenzen dieses Verkehrswachstums geben muss, ist eigentlich den meisten klar. Bloss wollen viele nicht wahrhaben, dass wir schon am Limit sind. Entschärfen wir das Nadelöhr Gotthard, staut sich die Lastwagen- und Autolawine einfach andernorts. Statt das Problem der unsinnigen Transporte und Flugreisen an der Wurzel anzugehen, glauben viele an die Symptombekämpfung von neuen Strassen und Tunnels.

Berge als Indikator
Die Berge, in unserem Fall die Alpen, mahnen uns hingegen, dass nicht alles machbar ist. Gesperrte Passstrassen, blockierte Autotunnels, Lawinenniedergänge und Überschwemmungen sind Zeichen dafür, dass der Mensch seine Umwelt längst nicht beherrscht und sie auch nie beherrschen wird. Die Alpen sind auch ein Seismograf für die Umweltauswirkungen unseres gesamten Lebensstils. Wetterextreme, wie wir sie in den letzten Jahren gehäuft erleben mussten, wirken sich in den Alpen besonders gravierend aus. Ob Stürme, Lawinen, früher einsetzende Schneeschmelze oder sich zurückziehende Gletscher, die Anzeichen eines Klimawandels mehren sich. Ursache ist unser ungezügelter Konsum fossiler Energieträger.

Nachhaltige Strategien wählen
Ist all das nur ein Problem der Bergbevölkerung? Natürlich sind diese Menschen zuerst und am direktesten von der Klimaveränderung betroffen. Doch langfristig verlieren wir alle. Der wichtigste Trumpf der Tourismusdestination Schweiz ist die prachtvolle Alpenlandschaft. Ich persönlich etwa gehe leidenschaftlich gern klettern und Skitouren machen. Werden die Alpen unwirtlich, verstärkt sich zudem der Zivilisationsdruck aufs Mittelland. Vor allem aber sind die Vorfälle und Unglücke ein Zeichen dafür, dass unser Lebensstil alles andere als nachhaltig ist. Technokratische Lösungen, sei es nun Atom-, Gen- oder Tunneltechnologie, können die Probleme von heute nicht lösen. In Sachen Berge sollen mehr Menschen als nur die Strassenbauer und das Transportgewerbe mitreden dürfen. Ein Beispiel für diese Strategie ist die Aufnahme der Jungfrau-Aletschregion ins UNESCO-Weltnaturerbe. Die Alpenkonvention andererseits will alle Beteiligten in die langfristige Nutzung und den Schutz dieser Bergkette miteinbeziehen. Das UNO-Jahr der Berge kann für uns Anstoss sein, die Berge nicht nur als Hindernis für anschwellende Verkehrsströme zu sehen. Vielmehr steht es dem Gebirgsland Schweiz doppelt gut an, nicht vor den mächtigen Wirtschaftsinteressen klein beizugeben, sondern sich für eine Entwicklung im Alpenraum stark zu machen, die einer breiten Bevölkerung und unserer Umwelt nützt.  
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