erschienen im Tagblatt vom 13.12.2000

Freiwillig ist nicht nichts wert, das wird je länger je klarer: Gleich mehrmals forderte die Präsidentin der Frauenzentrale St. Gallen, dass auch auf Bundesebene Freiwilligenarbeit endlich anerkannt werden muss. Der Bundesrat hatte schon 1999 das Engagement der Freiwilligen in der Schweiz gewürdigt. Als Mitglied der Legislaturplanungskommission konnte ich Anfang dieses Jahres einen Antrag einbringen, der den Bundesrat beauftragt, einen umfassenden Bericht zu unterbreiten. Dieser sollte darlegen, was Freiwillige und Ehrenamtliche in den unterschiedlichsten Bereichen in der Schweiz erbringen. Zudem soll er Massnahmen aufzeigen, mit denen dieses Engagement jenen Stellenwert erhält, der ihm in der Gesellschaft zusteht. Einzig die SVP hatte den Vorstoss im Nationalrat abgelehnt, die Vorlage wurde damit an den Bundesrat überwiesen. Die Datenbasis für die entsprechenden Berechnungen hat das Bundesamt für Statistik schon 1997 zusammengestellt. Obwohl die Datenlage noch lückenhaft ist, hat der Bundesrat versprochen, mit den vorhandenen Ressourcen einen aussagekräftigen Bericht zu erstellen. Die Arbeiten sind angelaufen. Ich erhoffe vom Bericht nicht nur eine Darstellung der geleisteten Freiwilligenarbeit, sondern besonders auch eine Darlegung von nötigen Unterstützungsmassnahmen.

Widersinnig reagierte wieder einmal die SVP, die sonst bei jeder Gelegenheit nach weniger Staat ruft. Wenn es aber um die Förderung und Anerkennung von Freiwilligenarbeit geht, stimmt sie dagegen. Die zu einem überwiegenden Teil von Frauen geleistete Gratisarbeit soll aus ihrer Sicht bestimmt nicht entgolten und auch nicht einmal geschätzt werden. Wenn aber Freiwilligenarbeit in den nächsten Jahren nicht einen höheren Stellenwert bekommt (zum Beispiel einen AHV-Bonus, Steuererlass), wird der Anteil Freiwilligenarbeit eher abnehmen. Der Staat müsste dann zusätzliche Aufgaben übernehmen - was wohl weder die politische Linke noch die Bürgerlichen wollen.   ▲