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«Ich fülle meine Batterien in der Natur auf»
erschienen in St.Galler Naturschutz Nachrichten, November 2006

Am 20. Oktober 1991 wurde die St.Gallerin Pia Hollenstein als Vertreterin der Grünen in den Nationalrat gewählt. Diesen Sommer ist sie nach über 14 Jahren engagierter politischer Arbeit aus dem eidgenössischen Parlament zurück getreten. Vor ihrer Wahl nach Bern gehörte sie drei Jahre lang dem Gemeinderat der Stadt St.Gallen an, von 1991-1997 war sie Vorstandsmitglied im Naturschutzverein der Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) und von 2001-2004 präsidierte sie die Grünen im Kanton St.Gallen. Ich durfte sie in ihrem Heim an der Axensteinstrasse in St.Gallen besuchen und mit ihr ein Gespräch führen.

Pia Hollenstein
Pia Hollenstein
Pia Hollenstein wurde am 13. September 1950 im toggenburgischen Libingen geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf, zusammen mit fünf Brüdern, drei Schwestern, den Eltern und der Grossmutter, welche für Pia eine wichtige Bezugsperson war. Ihr beruflicher und sozial- und umweltpolitischer Werdegang ist gewaltig, beeindruckt mich tief und ringt mir ein fast ungläubiges Staunen ab.

Nach ihrer Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau und Zusatzausbildungen folgte von 1976-79 ein dreijähriger Aufenthalt in Papua Neu Guinea, wo sie zusammen mit einer Kollegin im Busch ein Gesundheitszentrum leitete. Anschliessend absolvierte sie berufsbegleitend einen vierjährigen Theologiekurs für Laien. Nach ihrer Ausbildung zur Berufsschullehrerin im Gesundheitswesen (1984/85) ist sie an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Stephanshorn im Lehramt tätig.

Ihr Interesse für die Politik sei wohl so um ihren 20. Geburtstag geweckt worden, erinnert sich Pia Hollenstein. Es sei für sie sehr schmerzlich und völlig unverständlich gewesen, als erwachsene junge Frau keine politischen Rechte zu haben. Nach der Einführung des Frauenstimmrechts sei sie dann in den späten 80erJahren von den Grünen umworben worden. Ihr Vater sei viele Jahre CVP-Gemeinderat in Mosnang gewesen. Sie hätte sich aber für die Grünen entschieden, da diese die von andern Parteien vernachlässigten Themen aufgriffen. Bei der CVP vermisste sie die Umsetzung der von ihr postulierten christlichen Werte in der realen Politik.

Pia Hollensteins Interesse für ein überaus breites Feld staatspolitischer Themen ist schon in ihrer Jugend angelegt worden. So ihr ungebrochenes und hartnäckiges Engagement in ökologischen Fragen, in der Friedenspolitik und im sozialen Bereich. Seit 1992 ist sie Mitglied der ökumenischen Kommission «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung», einer Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Appenzell/St.Gallen. Pia Hollenstein hat bald erfahren, dass grüne Anliegen im Nationalrat oft nicht mehrheitsfähig sind und auch sie musste lernen, mit Kompromissen zu leben.

Aber sie ist sich selbst und ihrer Grundeinstellung stets treu geblieben, hat viele wertvolle Impulse vermittelt und sich selbst bewiesen und nach aussen deutlich gemacht, dass es sich zu kämpfen lohnt. Ihre Verdienste für das Wohl von Mensch und Natur in unserem Land sind gross. Sie hat ihre Anliegen kämpferisch aber stets loyal, mit grossem Sachverstand und vor allem glaubwürdig vertreten. Dafür durfte sie bei ihrer Verabschiedung aus der Bundespolitik auch von allen Seiten Dank und Anerkennung entgegen nehmen.

Pia Hollenstein stimmt mir zu, dass Natur- und Umweltschutz heute in den Parlamenten kein gewichtiger Faktor sei. In der Gesellschaft hingegen seien diese Werte durchaus gut verankert und sie ist zuversichtlich, dass die Sorge um die Umwelt schon bei den nächsten Wahlen wieder an Gewicht gewinnen werde. In den Parlamenten werde es das Verbandsbeschwerderecht schwer haben zu bestehen. Für eine diesbezügliche Volksabstimmung hingegen ist sie sehr zuversichtlich. Wenn auch heute noch viele Forderungen aus dem Umweltbereich von einer Mehrzahl der Politikerinnen und Politiker nicht ernst genommen würden, so werde die Zukunft zeigen, dass die Sorgen der Natur- und Umweltschützer berechtigt sind.

«Die Natur schreibt rote Zahlen», sagt Pia Hollenstein, «und es ist ein Ärgernis, dass gerade jene Partei, die am lautesten nach «Heimat» schreit, am wenigsten für diese Heimat tut, indem sie an vorderster Front für eine Schwächung der Umweltschutzgesetzgebung eintritt.»

Die Politik allein erreiche nichts. Es brauche den Druck von aussen, von Seiten der Naturschutzorganisationen. Dies zeige gerade auch der NVS auf dem Platz St.Gallen. «Für mich ist der NVS ein professioneller Aufpasser. Er muss der Politik auf die Finger schauen. Und der NVS ist glaubwürdig, auch durch die tausenden Stunden ehrenamtlich geleisteter praktischer Naturschutzarbeit.» Und das wünscht sich das ehemalige Vorstandsmitglied für ihren NVS: «Dass er die Politik nicht vernachlässigt, dass er weiterhin offen und mutig Stellung bezieht und dass er kontrolliert, ob die Ratsmitglieder ihre naturschützerischen Bekenntnisse und Versprechen auch wirklich einlösen und in die Tat umsetzen.»

Sie werde auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Nationalrat eine politische Frau bleiben, sagt Pia Hollenstein. «Doch es werden weniger die Aktenberge mein Tun bestimmen und mir sagen, wo ich mich zu engagieren habe.» Und sie hoffe, nun öfters auch wieder an NVS-Anlässen teilnehmen zu können. «Ohne die Natur würde ich depressiv und energielos. Ich fülle meine Batterien in der Natur auf.»

Und deshalb wird Pia, deren liebste Blumen die Orchideen sind, deren Lieblingstier der Tiger und deren Lieblingsbaum die Linde ist, weiterhin wandern, joggen und steile Felswände hinauf klettern. Dabei darf sie jederzeit stolz auf ihr bisheriges Wirken und ihre Zeit als Nationalrätin in Bern zurück schauen. Sie darf sich auch des Dankes des NVS und aller Naturschützerinnen und Naturschützer gewiss sein für das, was sie für Natur und Umwelt bisher getan hat und sicher noch weiter tun wird.
Christian Zinsli, Ehrenpräsident des NVS  
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