Fast 15 Jahre sass Pia Hollenstein für die Grünen im Nationalrat. Eine Homage an die unerschrockene grüne Frau.
Von Ruedi Baumann (ehem. Präsident der Grünen Schweiz und alt Nationalrat BE)
Pia Hollenstein
Pia wurde 1991 überraschend in den Nationalrat gewählt und hat diesen Sitz dank totalem Einsatz seither immer halten können, obschon die Voraussetzungen für grüne Kandidaturen manchmal alles andere als verheissungsvoll waren.
Als Militärkritikerin der ersten Stunde hat sie sich rasch einen Namen gemacht. Sie galt aber auch als d i e grüne Frau im männerdominierten Parlament schlechthin: ökologisch, sozial, feministisch, friedfertig, unerschrocken, hartnäckig! Sie hat im Laufe der Jahre aber auch viele alt gediente (bürgerliche) Parlamentarier unsäglich genervt mit ihren unzähligen Interventionen, Fragen und Abänderungsanträgen. Pia kann aber auch etwas, das den meisten Politikern fehlt: hin und wieder auch über sich selbst lachen!
Ich habe es nicht nachgezählt, aber ich glaube sie ist parlamentarische Vorstoss-Weltmeisterin: es gibt kaum etwas, über das sie nicht motioniert, postuliert oder interpelliert hat.
Und nicht nur erfolglos: dank Pia kam die Südafrika-Praxis diverser helvetischer Würdenträger auch hierzulande an die Öffentlichkeit und inzwischen haben es auch andere gemerkt, dass wir zu viele Waffenplätze, Panzer und anderes Militärmaterial haben. Sie ist eine wichtige Stimme in der erfolgreichen schweizerischen Verkehrs-(verlagerungs)politik.
Sie hat die parlamentarische Arbeitsgruppe Tierschutz gegründet, um auch hier den Schwächeren zu helfen.
Sie kannte die Situation in Entwicklungsländern nicht nur von gelegentlichen Reisen, sondern von einem mehrjährigen Einsatz in einer Krankenstation in Papua-Neuginea.
Und noch etwas ist mir bei Pia immer aufgefallen: sie ist die perfekte Networkerin. Selbst hier in dem vergessenen Departement Gers, in der fernen Gascogne, wurde ich durch die zahlreichen Rundmails von Pia immer über die CH-Politik auf dem laufenden gehalten, erhielt von ihr die Einladungen an Anti-WEF- oder Sans Papier-Demos, an Tierschutz-Veranstaltungen, an Ethikvorlesungen oder musste Protestschreiben an einen Bundesrat oder an einen sonstigen Despoten unterschreiben. Vielleicht ist diese selbstlose Netzwerkarbeit vieler Grünbewegten die Basis des gegenwärtigen grünen Hochs in allen Schweizerkantonen.
Ich denke, Pia wird ihre politische Arbeit auch ausserhalb des Bundeshauses unermüdlich weiterführen und dabei auch von den steilsten Kletterwänden nicht zurückschrecken! Bravo Pia, gut gemacht, weiter so! ▲