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In Appenzell beruflich am «Traumziel»
erschienen in Appenzeller Zeitung, 28. August 2010

Die frühere St. Galler Nationalrätin ist seit ein paar Monaten Bildungsbeauftragte am Spital und Pflegeheim Appenzell. Mit ihrer beruflichen Vergangenheit und ihren Master-Studienabschlüssen in Ethik und bald auch Geriatrischer Pflege kann sie in der neuen Aufgabe ihr ganzes Wissen bündeln und ausbreiten.

Hanspeter Strebel

Pia Hollenstein
Pia Hollenstein: Nach der politischen Karriere wieder voll in der Pflegeausbildung - Bild: David Scarano
Es fällt nicht leicht, mit der nächstens 60jährigen, nach wie vor Energie versprühenden und klar für ihre Überzeugungen einstehenden Pia Hollenstein nicht vorab über Politik zu sprechen. Schliesslich sass sie als engagiertes Mitglied der Grünen 15 Jahre für den Kanton St. Gallen im Nationalrat und wirkte in zahlreichen politischen Gremien und Diskussionen mit.

Doch mit dem Rücktritt aus Bundesbern hat sie auch all ihre Ämter in der Partei aufgegeben und stellt nun wieder klar ihren Beruf ins Zentrum. Dieser hatte etwas zurückstehen müssen, auch wenn die gelernte Pflegefachfrau zuletzt neben der Politik und allen anderen Aufgaben immer auch ein 40-Prozent-Pensum als Berufsschullehrerin an der im Zuge der Strukturreform aufgelösten Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Stephanshorn in St. Gallen erfüllt hatte.

Sehr willkommen
In Appenzell, wo sie sich für die vakant gewordene Stelle als Bildungsbeauftragte mit 80-Stellenprozenten an Spital und Pflegeheim beworben hatte, wurde sie mit offenen Armen empfangen, weil sie genau die beruflichen Qualitäten, Erfahrungen und wissenschaftlichen Hintergründe hineinzubringen verspricht, die man sich dort erhofft hatte. Dabei kann Pia Hollenstein 2011 auch ihr zweites Master-Studium in Geriatric-Care an der Hochschule für Gesundheit in Aarau beenden, nachdem sie sich 2007 bereits denselben akademischen Titel für angewandte Ethik an der Universität Zürich erworben hatte.

Pia Hollenstein begrüsst ohne Vorbehalte den noch nicht überall verdauten Systemwandel in der Pflegeausbildung mit der Möglichkeit von Fachhochschul-Abschlüssen (Stichwort Akademisierung) und der Angleichung an die Ausbildungsstruktur, wie sie in der übrigen Berufsbildung längst gängig ist.

Mit der gesamtschweizerischen Bildungsrevision der Gesundheitsberufe im Jahre 2004 wurde die Zuständigkeit der Berufsausbildungen dem Bundesamt für Bildung und Technologie (BBT) übertragen. Seither rekrutieren die Betriebe selber und stellen an. Unter der früheren Zuständigkeit des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) hatten die Schulen rekrutiert und Praktikumsorte gesucht. Appenzell hatte früher Lernende der Diplomberufe von der Pflegeschule in Herisau und auch vom Kinderspital in St. Gallen im Praktikum.

HF-Ausbildungsplätze
Erstmals bietet man in Appenzell nächstes Jahr zwei Ausbildungsplätze für den Diplomberuf Pflegefachfrau HF und Pflegefachmann HF an und sucht derzeit geeignete Personen. Diese gehen in St. Gallen am BZGS (Berufs- und Weiterbildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe) in die Schule und bekommen dort nicht nur theoretischen, sondern auch praktischen Unterricht. Zurzeit sind in Appenzell auch acht FaGe-Lernende (Fachmann/Fachfrau Gesundheit) in Ausbildung.

Verantwortlich für diese Lernenden ist Pia Hollenstein, neben der ganzen internen und externen Weiterbildung des Personals und dem Einsatz als Fachperson für ihre Spezialgebiete gemäss ihren Studien. Sie fühlt sich dabei sehr gut aufgehoben und integriert, seit sie im Dezember 2009 ihren neuen Job angetreten hat. Die Spitalverantwortlichen seien sich bewusst, was eine gute Pflegequalität bedeute, die den heutigen Ansprüchen der Kranken und Betreuten auch bezüglich Lebensqualität entspricht und der Komplexität der Aufgaben genügt. Sie wüssten auch, dass nicht zutreffe, dass besser ausgebildete Leute für die Institution auch teurer seien. Wenn dank ihres Wissens zum Beispiel nur einzelne Decubiti (schwer zu heilendes Wundliegen) oder Stürze verhindert werden könnten, hätten sie schon ihren ganzen Jahreslohn wieder hereingeholt. Ganz zu schweigen von den berechtigten Forderungen der Betreuten, das enorm gestiegene heutige Pflege- und geriatrische Wissen beanspruchen zu können, etwa was den Umgang mit Menschen mit Demenz oder mit «herausforderndem Verhalten» (früher sprach man mit weniger Wertschätzung von «schwierigen Patienten») betreffe.

Als einmalig und sehr bereichernd bezeichnet die St. Galler Pflegeexpertin dabei in Appenzell die räumliche Nähe von Spital und Pflegeheim mit einer gemeinsamen Führung. Die Durchlässigkeit lässt etwa kurzfristige Verlegungen hin und her je nach Bedarf «ohne das ganze Trari, Trara» zu, wenn verschiedene Institutionen beteiligt sind. Und auch in der Ausbildung und der Bereitstellung der adäquaten Mittel bis hin zum gemeinsamen Labor biete das natürlich grosse Vorteile. Für die Pflegenden sei so «vieles möglich», und für ihre eigene Aufgabe sieht Pia Hollenstein grossen Gestaltungsspielraum, nicht zuletzt weil man in Appenzell bereit sei, sich auf Neues einzulassen und Impulse einer von aussen gekommenen Fachfrau gerne aufnehme, etwa was die Palliativpflege betreffe.

Praxisnahe Kombination
Pia Hollenstein spricht gar von einem «Traumziel», das die neue Anstellung in Appenzell für sie bedeute, weil sie so ihren Lehrberuf in der Pflege und ihre Studien in späten Jahren praxisnah kombinieren und nutzbringend anwenden könne. Es gibt aber auch weiterhin viel zu tun, etwa was das Riesenprojekt eines Pflegeheim- und Spitalneubaus betreffe, das die Infrastrukturmängel endlich beheben soll und wo bereits in der Planung Fachwissen auch aus der Pflege nötig ist und gerne beansprucht werde. Dabei scheint nun klar, dass das Pflegeheim Priorität geniesst und die Landsgemeinde wohl 2012 den entsprechenden Kredit als erste Etappe des Gesamtprojekts sprechen soll. Aber das ist dann wieder schwer berechenbare Politik.

Person
Die 1950 geborene Pia Hollenstein wuchs zusammen mit acht Geschwistern auf einem Bauernbetrieb im toggenburgischen Libingen auf. Auf die Ausbildung zur Pflegefachfrau mit Diplomabschluss Allgemeine Krankenpflege folgte eine Weiterbildung in Intensivpflege und Reanimation, bis sie sich 1984/85 zur Berufsschullehrerin ausbilden liess und danach in dieser Funktion an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Stephanshorn tätig war. 1991 delegierte das St. Galler Volk die Vertreterin der Grünen in den Nationalrat, dem sie bis Juni 2005 angehörte. Zuletzt absolvierte Pia Hollenstein den Nachdiplomstudiengang Ethik an der Universität Zürich und erwarb 2007 den Master-Titel. Derzeit studiert die nächstens 60-Jährige an der Fachhochschule Gesundheit in Aarau Geriatrische Pflege und wird nächstes Jahr mit einem weiteren Master abschliessen. Seit 1. Dezember 2009 fungiert Pia Hollenstein am Spital und Pflegeheim Appenzell als Bildungsbeauftragte. (hps)
  
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