Platzhalter   Platzhalter Pia Hollenstein
POLITIK

Referate | Artikel | Buchbeiträge | Presse
Zurück zur Eingangsseite
Startseite

«Die Natur als Teil von uns verstehen»
erschienen in «Weinlese», Nr. 17, Februar 2010, Das Delinat-Journal

von Irene De Cristofaro-Wipf

Bild zum Artikel

Die Enten geben sich im "Buebeweier" ein Stelldichein und ziehen Spuren im Wasser, im daneben liegenden "Manneweier" wagt sich ein Verwegener ins eiskalte Wasser. Auf "Drei Weieren", dem einzigartigen Naherholungsgebiet der Stadt St. Gallen herrscht jene besondere Stimmung, welche im Herbst und Winter jeweils Einzug hält: Eine ganz spezielle Ruhe. Hier trifft man die ehemalige Nationalrätin Pia Hollenstein oft frühmorgens beim Joggen oder am Wochenende auf dem Weg zu ihrem geliebten Freudenberg, von welchem aus sie ihren Hausberg Säntis sieht.

Pia Hollenstein, was lieben Sie an diesem Ort besonders?
«Für mich ist das der Naherholungsort schlechthin. Wenn ich zuhause im Büro arbeite und es nicht mehr vorwärts geht, kann ich hinaus und bin in 10 Minuten in der schönsten Natur. Viele kreative Ideen entstehen bei mir in der Natur. Aus diesem Grund gehe ich auch sehr gerne allein hinaus, sei's um zu joggen oder zu wandern.»

Sie vertraten die Grünen des Kantons St. Gallen während 14 Jahren im Nationalrat. Eine lange Zeit.
«Diese Jahre vergingen wie im Flug. Ich habe mit grosser Freude und sehr lustvoll politisiert und die Zeit in Bern war sehr spannend. Auch wenn der Einfluss der Grünen auf die Politik nicht messbar war, so war er doch sehr wichtig. Damals war es einfach von grosser Bedeutung, dass wir unsere Positionen und Forderungen deponieren konnten. Wichtig war uns dabei auch immer, dass wir uns für Benachteiligte einsetzten. Viele Positionen von uns, welche früher noch als unrealistisch abgetan wurden, nimmt man heute ernst, sei es das Thema Umwelt oder der öffentliche Verkehr. Mein Anliegen war von Beginn weg, dass ich nicht auf Frauenthemen reduziert wurde. Als ich dann einmal in einer renommierten Zeitung als notorische Armeeabschafferin betitelt wurde, hat mich das nicht beleidigt – das war im Gegenteil ein Kompliment!..»

Bild zum Artikel

Wenn man sich auf Ihrer Homepage durchklickt, entdeckt man eine passionierte Bergsteigerin in Steilwänden – begeben Sie sich gerne auf gefährliche Pfade?
«Klettern ist nicht gefährlich, das ist eine der sichersten Sportarten, die man machen kann! Da fällt man nämlich einfach ins Seil, wenn man denn fällt und dann geht man weiter. Klettern ist neben Skitouren unternehmen eines meiner Hobbys. Seit vielen Jahren unternehme ich zusammen mit einer Frauengruppe jährlich eine Klettertour in Ligurien. Da heisst es dann in der heutigen Zeit schon einmal: "Guarda la nonna!" (schau mal die Grossmutter...). Für Skitouren und Klettertouren nahm und nehme ich mir immer die Zeit. Vor allem während meiner politischen Tätigkeit war es wichtig, die Erholungszeit zu planen. Man muss sich sehr gut selber managen können.»

Ob im Gespräch mit Bundesrätin Michelin Calmy-Rey oder bei einer Begegnung mit dem Dalai Lama – hier ist Pia Hollenstein ganz die versierte Gesprächspartnerin und Frau von Welt. Bei der Protestaktion gegen Schiessübungen und Munitionsrückstände im UNESCO-Weltnaturerbe auf dem Aletschgletscher kommt die kämpferische, ehemalige Nationalrätin zum Vorschein. Wenn sie nach einer Skitour strahlend auf dem Gipfel steht oder am Seil in einer Steilwand hängt, die sportliche und naturliebende Pia Hollenstein. Eine Frau mit vielen Facetten, eine Frau mit einem spannenden, abwechslungsreichen Leben, aktiv, offen, kämpferisch – und das auch in einem Alter näher von 60 denn von 50 Jahren.

Mit 57 Jahren wollten Sie's nochmals wissen und Sie schlossen an der Universität Zürich das Studium in Angewandter Ethik mit dem Master ab und der Geriatriepflege-Master folgt. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
«Mit dem Nationalratsmandat verzichtete ich auf ein berufliches Weiterkommen. Als ich wusste, dass ich zurücktreten will habe ich mir überlegt: Was mache ich nachher. Da war ein Masterstudium zwingend, damit ich in meinem Alter noch weiterkommen konnte. Wäre ich nicht in die Politik eingestiegen, hätte ich Berufskarriere gemacht – so kam dieser Schritt eben etwas später.»

Bleibt auch Zeit für Musse, ein Glas Wein?
«Oh ja, ich esse ja auch gerne gut. Seit dem Rücktritt aus dem Nationalrat habe ich wieder mehr Zeit für Besuche oder Einladungen bei mir zu Hause. Zu einem guten Essen gehört ein guter Wein – und den Delinat-Wein stelle ich immer mit viel Stolz auf den Tisch. 'Ah, du hast guten Biowein' meinen dann meine Freunde jeweils mit Staunen. Für mich ist gesunde Ernährung mit biologischen Nahrungsmitteln eine Kulturfrage im Sinn von sich etwas Gutes tun. Genuss von Biowein ist eine kulturelle und politische Sache – nebst dem, dass ich den Wein sehr schätze. Wein ist eines der Produkte, welche uns die Natur gibt und somit ist er ein Teil von uns. Wir müssen lernen, die Natur als einen Teil von uns zu verstehen. Wenn wir das begreifen, dann pflegen wir einen respektvollen Umgang.»

Als zweitältestes Kind von neun Geschwistern hat Pia Hollenstein früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Sie hat aber auf dem abgelegenen Bauernhof ihrer Eltern auch mitbekommen, dass weniger oft mehr ist. "Unsere Spielsachen waren der nahe gelegene Bach, die Wiese der Wald", erinnert sie sich. Vermisst hat sie dabei nichts. Diese Bescheidenheit und das Augenmerk auf das Wichtige im Leben hat sie geprägt. Und dafür hat sie gekämpft – mit deutlichen Voten und viel Durchhaltewillen. Wer in die hellen, wachen Augen blickt und der ehemaligen Vollblutpolitikerin zuhört der ahnt: Da hatten die politischen Gegner kein einfaches Spiel.

Zur Person
Pia Hollenstein (1950) ist auf einem Bauernhof in Libingen im Toggenburg zusammen mit 5 Brüdern und drei Schwestern aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau und einer weiteren Ausbildung arbeitete Pia Hollenstein als Berufsschullehrerin. Von 1991 bis 2005 vertrat sie die Grünen St.Gallen im Nationalrat. Spannende 14 Jahre, in welchen sie konsequent für eine ökologische, soziale, feministische und friedfertige Zukunft einstand. Nach ihrem Rücktritt aus der Politik hat sie sich beruflich neu orientiert und den Master in Angewandter Ethik abgeschlossen. Jetzt arbeitet Pia Hollenstein als Bildungsbeauftragte fürs Spital und Pflegeheim Appenzell.
  
Aktuelle Vorstösse und Wortmeldungen im Parlament
Aktuell


Informationen zu meiner Person
Portrait


Politische Schwerpunkte und Texte
Politik


Links zu Websites von mir nahestehenden Organisationen
Links


... und Seitenübersicht
Kontakt



Unterwegs mit Pia Hollenstein