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Interview zu den Demonstrationen gegen den Irak-Krieg
Sie hat schon zwei Mal in Bern gegen den Irak-Krieg demonstriert und zwei Mal in St. Gallen: Die grüne Nationalrätin Pia Hollenstein über ihre Erfahrungen und warum in der Gallusstadt auf einmal mehr demonstriert wird als anderswo.

Interview: Petra Mühlhäuser

Warum sollte man hier in St. Gallen auf die Strasse gehen für den Frieden im Irak?
Der Krieg im Irak macht ohnmächtig, und jede Ohnmacht braucht ein Ventil. Wir in St. Gallen sind ja recht hilflos, das spüren alle. Es kann hilfreich sein, zu merken, dass man nicht allein ist mit diesen Gefühlen. Und die politische Aussage ist: Man muss ein Zeichen setzen dafür, dass wir diesen Krieg nicht gerechtfertigt finden. Abgesehen davon finde ich natürlich, dass jeder Konflikte gewaltfrei geregelt werden muss. Wenn man die Milliarden Dollars, die der Krieg jeden Tag kostet, anders verwenden würde, gäbe es bessere Lösungen. Davon bin ich überzeugt.

Dann sind die Demos einerseits eine Botschaft an die Administration Bush, anderseits an Demonstrierende auf der ganzen Welt?
Ja. Ich nehme das als globale Bewegung wahr gegen das arrogante Handeln der Bush-Administration. Wichtig ist, dass es nicht einfach Anti-Amerikanismus ist. Die Frage ist auch nicht, ob das Demonstrieren etwas nützt. Man muss tun, was man kann, damit man sich nachher nicht sagen muss: Hätte ich doch. In gewissen Situationen wird Widerstand zur Pflicht. Keinen Widerstand zu leisten würde heissen, dass man den Krieg ein Stück weit akzeptiert.

In St. Gallen scheint dieser Widerstand stärker zu sein als anderswo.
In Zürich läuft natürlich ebenso viel, aber das kann man nicht vergleichen. In St. Gallen läuft mehr als in mancher anderen Stadt. Vor allem wenn man bedenkt, dass in St. Gallen in den letzten Jahren wegen anderen Menschenrechtsverletzungen nicht so viel Engagement sichtbar war. Das schlafende, apolitische St. Gallen ist wegen dieses Krieges aufgewacht.

Und woran liegt das?
Zur Mobilisierung hat beigetragen, dass der Krieg schon länger absehbar war. Die Kriegslust wurde kommuniziert. In St. Gallen ist sicher wichtig, dass sich die kichlichen Jugendarbeitsstellen engagieren. Es gab ja früher schon Mahnwachen. Da erschienen dann jeweils wir alten Kämpferinnen und Kämpfer. Das Neue ist, dass es eine Jugendbewegung ist. Ich glaube, die Jungen reagieren sehr sensibel auf Ungerechtigkeit. Kinder überlegen sich ja noch nicht, ob das, was sie tun, etwas nützt oder nicht, und die Jugendlichen haben davon etwas behalten. Man kann nicht sagen, das sind nur ein paar, und die kommen nur zum «stürme».

Sie sind ja auch friedlich.
Demonstrationen sind grundsätzlich friedlich. Alles andere sind Ausfälle.

Aber es gab keine Ausfälle. Das ist doch bemerkenswert.
Ja, dabei fährt die Polizei neuerdings stark ein. Es gab früher keine Demonstration, zu der die Polizisten in voller Montur gekommen sind. In Zürich wäre das eine Provokation.

Es sind bei weitem nicht nur Teenager, die auf die Strasse gehen. Viele sind zwischen 20 und 30 Jahre alt.
Ich denke, dass die Zwanzig- bis Dreissigjährigen dank der Globalisierungsdiskussion seit einigen Jahren leichter zu mobilisieren sind. Es waren ja auch Leute von Globalance, die dem Vadian die Friedenstaube Frieda in die Hand gesetzt haben. Gleichzeitig glaube ich, dass auch dieses Erlebnis die jungen Leute ein Stück weit politisiert – das Erlebnis, dass sie eine Öffentlichkeit haben, dass ihre Demo am nächsten Tag in der Zeitung kommt. Es kann schon motivierend sein, ernst genommen zu werden. Wir haben zum Beispiel jetzt einige junge Leute, die bei den Grünen mitmachen, die sich für die Nationalratswahlen aufstellen lassen wollen.

Sie haben die Friedenstaube angesprochen. Wo würde es denn sonst noch eine Frieda brauchen?
Es würde die ganze Symbolik der Frieda abwerten, wenn man sie vervielfältigen würde. Das würde das Ausmass dieses Krieges abwerten. Es gibt nur einen Frieden.

Dann gehört die Frieda auf den Vadian?
Ja, es gibt keine ehrenvollere Aufgabe für den «Stadtvater» als ein öffentliches Zeichen für den Frieden in unserer Stadt zu tragen. Im Waaghaus – das wäre einfach nicht das selbe.

Demonstrierende sind häufig sehr kreativ. Haben Sie einen Lieblings-Slogan?
Mir gefällt der: «Der Irak ist kein Kriegsfeld und kein Rumsfeld». Oder «Ruhmesfeld». Dann denke ich wieder, man müsste es anders sagen. «Nicht in meinem Namen» entspricht am ehesten meiner Stimmung.

Haben Sie auch Stimmen von ausserhalb gehört über die Demonstrationen?
Ja. Die Reaktionen sind fast durchwegs positiv. Viele Leute fühlen sich gestärkt. Ich hatte nur einen ablehnenden Brief, und der war anonym. Der Autor sah den Sinn der Demonstrationen nicht ein.  
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