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«Friede fällt nicht vom Himmel.»
Ansprache zur Eröffnung der Wanderausstellung «Freiwillige von Peace Brigades im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden» am 6. September 2007, im Rathaus, St.Gallen

Als ich angefragt wurde, hier kurz zu sprechen, kamen mir spontan zwei Gedanken.

Der erste: Peace Brigades International (PBI) sind stark präsent in Kolumbien. Dieses Engagement war in den letzten Jahren öfters nötig. Es war und ist aber dringend, nicht nur lokal mit PBI-MitarbeiterInnen aus der Schweiz präsent zu sein, sondern auch bei den Verantwortlichen schriftlich zu intervenieren. Dieses Intervenieren hat etwas mit Geradestehen zu tun. Damit, Ungerechtigkeiten zu benennen und anzuklagen. PBI-Arbeit ist nicht nur Arbeit vor Ort. Ich selber bin Mitglied des PBI-Netzes. Denn diese Möglichkeit zu intervenieren bewahrt mich vor der Gleichgültigkeit, die in der grossen geografischen Distanz, in der wir uns hier befinden, sehr einfach und bequem wäre. Damit habe ich wenigstens das Gefühl, das Wenige gemacht zu haben, das von hier aus möglich ist. Die Intervention ist aber keinesfalls Selbstzweck. Am Ort des Geschehens werden solche Protestschreiben sehr wohl wahrgenommen. Auch Regierungsverantwortliche möchten ihr Gesicht wahren und nicht in der internationalen Öffentlichkeit als jemand dastehen, der die Menschenrechte wissentlich verletzt. Langjährige Erfahrungen auch von anderen Nichtregierungsorganisationen haben gezeigt: Je grösser der Druck der Zivilgesellschaft und der internationalen Gemeinschaft ist, desto grösser ist die Chance, Menschenrechtsverletzungen abzuwenden oder diese zu stoppen.

Mein zweiter Gedanke, der mir bei der Zusage kam: Als ich von der Ausstellung hier hörte, erinnerte ich mich sofort an die Begegnung mit einem PBI-Aktivisten in Kolumbien. Ich habe grossen Respekt vor dieser Arbeit, die regelmässig in einem sehr gefährlichen Umfeld stattfindet. Die PBI-Aktivisten werden gerade wegen ihrer Unabhängigkeit bedroht. Es verlangt von den Freiwilligen viel Einfühlungsvermögen und innere Stärke, um nicht zu resignieren. Denn Resignation ist selten das Richtige. Und wenn ich dann in der Zeitung lese «Menschenrechtler flüchten – Paramilitärs auf freiem Fuss!», dann empfinde ich grosse Achtung und Respekt für jene Menschen, die an solch schwierigen und gefährlichen Orten trotz allem ihre Friedensarbeit leisten.

Ich bin beeindruckt zu hören, dass sich weiterhin viele junge Menschen für PBI-Einsätze melden und ihre Zeit für Friedensanliegen in Konfliktländern investieren. Friedensarbeit heisst hier Präsenz und Prävention. Der Gedanke und die Erkenntnis dahinter ist immer: «Friede fällt nicht vom Himmel.» Friede muss gewollt sein und aktiv angestrebt werden. Friede entsteht aus vielen kleinen Bemühungen. In Konfliktgebieten kann dies heissen: Internationale Präsenz ohne Waffen provoziert nicht und hat vielleicht gerade deshalb bessere Erfolgsaussichten.

Zivile Präsenz internationaler Nichtregierungsorganisationen markiert Parteinahme für die Unterdrückten. Damit können nicht selten Überfälle oder Massaker verhindert werden. Wo die Weltöffentlichkeit hinschaut, steigt meist die Hemmschwelle, Menschenrechte zu verletzen.

Deshalb sind die PBI-Einsätze in den krisengeschüttelten Ländern so wichtig. PBI ist nur ein – aber ein wichtiger – Stein in einem Mosaik verschiedener Friedensbemühungen. PBI-Einsätze können bekanntlich nicht überall Frieden schaffen. Aber sie sind wichtig, weil damit markiert wird, dass die Weltöffentlichkeit Menschenrechtsverletzungen nicht einfach schweigend hinnimmt.

Ich wünsche PBI, dass die Mosaiksteine der zivilen Friedensarbeit ihre Wirkung zeitigen. Dass mit der Präsenz vor Ort das Feuer für Frieden und Gerechtigkeit entfacht wird und weit leuchtet. PBI verdient unsere volle Unterstützung. Ich wünsche viel Erfolg und schliesse mit einem Satz von Ueli Wildberger: «Gewaltfreiheit ist die aktive Kraft, welche die Täter nicht bedroht.» Doch sie entlastet die von Gewalt Versehrten und schützt sie – darum ist Gewaltfreiheit so wertvoll.  
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