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Referat am Aktionstag SBK/VPOD, 14. Nov. 2001

Liebe Berufskolleginnen, liebe Berufskolleginnen, liebe Anwesende

Vor 30 Jahren hatte ich zum Jahreswechsel vom Kantonsspital einen wunderschönen Porzellanteller zum Dank für die während des Jahres geleistete Arbeit erhalten. Ich war sehr dankbar. Ich freute mich riesig. Und ich war motiviert im neuen Jahr wieder ebensoviel Einsatz zu geben. Lohnforderungen hatte ich keine, obwohl meine Schulkollegen von der Grundschule viel viel mehr verdiente. Ich hatte ja genug zu Leben. Was wollte ich mehr? Ich war einfach dankbar.

1987 schrieb der damalige FMH-Präsident in der Ärztezeitung: "Der Krankenpflegeberuf ist ein schöner, anspruchsvoller Beruf. Die Befähigung dazu, die Berufung, sind nicht in erster Linie eine Frage der Schulbildung und des Wissens, sondern viel mehr eine Frage des praktischen Könnens und einer angeborenen Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe gegenüber dem Kranken.

Liebe Anwesende - diese Zeiten sind vorbei - und müssen vorbei sein. Zu lange wurden unsere Löhne wegen unserer angeblich angeborenen Hilfsbereitschaft tief gehalten. Zu lange waren wir einfach dankbar und nicht fordernd. Tempi passati. Wir lassen uns nicht mehr mit einem Porzellanteller abspeisen. Dass das Bild der aufopfernden Schwester sich so lange halten konnte hat auch seine Gründe. Es existiert der Satz: "Krankenpflege ist in der Kirche geboren und in der Armee aufgewachsen". "Gehorsam, nett, dienend" gehörten zum Motto. Diese geschichtliche Prägung muss endgültig überwunden werden. Die Zeiten haben sich geändert, auch gebessert. Das Bewusstsein für unsere Rechte, nämlich "einen anständigen Lohn für gute, anspruchsvolle Arbeit" ist gestiegen. Wir sind hier gemeinsam auf der Strasse für unsere Anliegen. Die Lohnforderungen sind wichtig. Jeder Beruf erfährt seine Anerkennung auch durch den Lohn. Wir sind heute hier und fordern unsere Rechte ein. Nicht nur einen anständigen Lohn - sondern wir fordern Rahmenbedingungen, die gute Pflegequalität ermöglichen.

Die Probleme sind bekannt:
  • Geringschätzung der Pflege – unterordnen sollen sich die Schwestern
  • Personalmangel
  • Zuwenig bewilligte Stellen im Verhältnis zum Pflegeaufwand
  • immer noch zu tiefe Löhne. Ein Gesundheitswesen ohne gute Pflegequalität ist unvollständig und unmenschlich. Eine gute Pflege verhindert unnötige Leiden und verhindert Komplikationen. Und senkt dadurch die Gesundheitskosten. Die Pflege ist ein wesentlicher Teil der Gesundheitsversorgung und ist daher unverzichtbar. Eine gute Pflege hat ihren Preis und lohnt sich letztlich. Wir kämpfen heute nicht nur für unsere Rechte, sondern um eine gute, professionelle Pflege für Patientinnen und Patienten. Nicht nur in den Spitälern, auch in der Spitex, den Alters- und Pflegeheimen.

    Oft wird Pflegepersonal nur als Kostenfaktor wahrgenommen. Diese Wahrnehmung verhinderte bisher das politische Handeln. Änderungen sind aber dringend nötig. Die Politik muss lernen, dass Pflege einen Wert hat, nicht nur Kostenfaktor ist. Die Politik hat für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen. Im Nationalrat wird am 26. November, am ersten Sessionstag die Motion: "Für eine Aufwertung der Krankenpflege" behandelt. Der Bundesrat will die Motion leider nicht annehmen. Er hat den Ernst den Situation noch nicht erkannt. Deshalb braucht es den Druck der Strasse. Auch deshalb sind wir hier. Es braucht eine Verankerung von Definition und Zielsetzung der Pflege auf Gesetzesebene. Der Nachweis einer qualitativ und quantitativ ausreichenden Pflege in Spitin und Spitex ist einzufordern. Und im KVG braucht es die Aufnahme von diplomiertem Pflegepersonal als selbständige Leistungserbringer. Dies fordern wir heute und auch dafür kämpfen wir. Die Motion "Für eine Aufwertung der Krankenpflege" ist ein notwendiges Instrument auf dem noch langen Weg zu einer faktischen Besserstellung der Pflegeberufe. Möge der schweizweite Kampfgeist von heute bis in die Herzen der Nationalrätinnen und Nationalräte drängen und diese zur Zustimmung für die Aufwertung der KP bewegen.

    Mit der Annahme der genannten, wäre der erste Schritt getan. Mit der Umsetzung würde die Pflege aufgewertet. Der Pflegeberuf würde attraktiver. Dies hätte wiederum Einfluss auf die Rekrutierung junger Menschen für den Pflegeberuf. Die Verankerung der Pflegenden als selbständige Leistungs-erbringer hätte eine grosse Tragweite für die künftige pflegerische Versorgung. Der Pflegeberuf muss vom Image des ärztliche Hilfsberufs wegkommen Pflege und Medizin ergänzen sich.

    Schliesslich hat die Schweiz an der WHO-Ministerkonferenz im Sommer 2000 die sogenannte "Erklärung von München" unterstützt. Damit hat sich auch die Schweiz verpflichtet, das berufliche Prestige von Pflegenden und Hebammen zu stärken. Jetzt wollen wir Taten sehen. Was auf eidgenössischer Ebene beschlossen wird, hat auch Einfluss auf die prekäre Situation in unserem Kanton.

    Es müssen auch hier im Kanton dringend Massnahmen getroffen werden, die den Pflegeberuf aufwerten. Die vom Gesundheits-departement vorgeschlagenen kurz-, mittel- und langfristigen Massnahmen dürfen nicht in der Schublade verstauben. Wir sind heute da, um die dringenden Massnahmen einzufordern. Dazu gehört auch mehr Mitspracherecht und Hirarchieabbau. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit lohnt sich. Wenn der Pflegeberuf attraktiv bleibt, werden auch die Rekrutierensprobleme für den Beruf geringer werden. Dann werden sich wieder vermehrt junge Menschen für den Pflegeberuf entscheiden. Wesentlich ist, dass die jungen Menschen in der Ausbildung motiviert bleiben können. Alle beginnen die Ausbildung mit viel Elan und mit einer aussergewöhnlich hohen Motivation. Der Pflegeberuf muss aber verbesserte Rahmenbedingungen bekommen, so dass die jungen Menschen auf einen attraktiven Beruf hinarbeiten können. Dann werden auch die Lernenden weiterhin mit Freude und hoher Motivation dabei sein. Ihnen gilt es Sorge zu tragen. Sie sind die zukünftig Diplomierten im Pflegeberuf. Wir brauchen sie.

    Möge der Kampfgeist von heute bis zu den Gewählten im Nationalrat und Kantonsrat dringen, damit sie die Weichen für eine professionelle Pflege richtig stellen.  
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