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Armut bekämpfen ist Gesundheitsförderung
erschienen bei Schweizerisches Arbeiterhilfswerk, Oktober 2001

Gesundheitsprojekte müssen mehr leisten als blosse medizinische Betreuung. Eine langfristige Gesunderhaltung ist nur möglich, wenn die Armut grundsätzlich bekämpft wird.

Während Jahrzehnten war das Bild der damals noch Entwicklungshilfe genannten Entwicklungszusammenarbeit von einem Bild geprägt: Ein weisser Arzt und eine Krankenschwester untersuchen ein dunkelhäutiges Kind, dahinter warten Dutzende weitere PatientInnen auf medizinische Hilfe. Auch heute noch ist die Vorstellung, dass der Norden und Westen per Impfspritze und Vitaminpräparaten der so genannten Dritten Welt auf die Beine helfen, tief verwurzelt.

Doch wir müssen umlernen. Selbstverständlich ist die Förderung und die Wiederherstellung der Gesundheit eines der obersten Anliegen der heutigen Entwicklungszusammenarbeit. Doch sie muss vernetzter vorgehen, und sie muss höhere Ansprüche haben als bloss geimpfte oder äusserlich heile Menschen im Projektgebiet. Gesundheitsförderung muss heute die Gesunderhaltung im Zentrum haben: Die äusseren Umstände einer Bevölkerung müssen so beschaffen sein, dass sie sich eigenständig und aus eigener Kraft gesund erhalten kann. Dazu gehört Zugang zu sauberem Wasser ebenso wie die Abwesenheit von kriegerischen Auseinandersetzungen, eine akzeptable sozio-ökonomische Situation und vieles mehr.

Voraussetzung für die Gesunderhaltung ist aber auch, das psychische Wohlergehen im Fokus zu halten. Zehntausende von Menschen etwa in Zentralafrika sind nach den schrecklichen Bürgerkriegen von 1994 traumatisiert. Wo immer es Krieg oder systematische Unterdrückung einzelner Gruppen gibt, bedeutet dies eine massive psychische Belastung der Betroffenen.

Meine dreijährige Erfahrung als Leiterin eines Gesundheitszentrums im Busch von Papua Neu Guinea hat mich gelehrt, Gesundheit als Teil eines grösseren sozio-ökonomischen Systems zu begreifen. Anweisungen zur richtigen Hygiene sind nutzlos, wenn schon das saubere Wasser fehlt. Gerade Wasser gewinnt zunehmend an Bedeutung und ist je länger je umkämpfter, wie auch der Bundesrat anerkennt. So nahm er im vergangenen Februar ein Postulat meiner damaligen Parlamentskollegin Ruth Gonseth entgegen. Der Vorstoss fordert den Bundesrat auf, sich für eine internationale Wasserkonvention einzusetzen. Das Ziel: Der gleichberechtigte Zugang zu sauberem Trinkwasser soll als Menschenrecht verankert werden.

Dass es meist die äusseren Umstände sind, die über Gesundheit oder Krankheit entscheiden, widerspiegelt sich auch in der Ausgestaltung der SAH-Projekte. Nicht die ach so schlauen ExpertInnen aus der Schweiz dozieren, was der einheimischen Bevölkerung guttut. Vielmehr sollen die Anstrengungen von den Menschen im Zielland selbst getragen und vorangetrieben werden – was wohl die beste Garantie für einen Erfolg ist.

Jedes Projekt hat selbstverständlich seine Schwerpunkte. Ziel muss es aber sein, möglichst viele Anliegen der nachhaltigen Entwicklung zu berücksichtigen. Ein besonders imponierendes Beispiel des SAH ist etwa «Maiz Indio» in El Salvador. Mit der Förderung einheimischer Maissorten und landwirtschaftlicher Diversifikation erhalten die Bäuerinnen und Bauern eine starke wirtschaftliche Grundlage; die Einführung von Bio-Landwirtschaft entlastet die Umwelt; und eine ausreichende und vielfältige Ernährung stärkt die Gesundheit der Bevölkerung. Ebenfalls unterstützt wird die Pflanzenmedizin – die Rückbesinnung auf eigene Phytopharmaka stärkt die gesundheitliche Autonomie dieser Menschen zusätzlich.

Chancengleichheit der Geschlechter, Abbau sozialer Ungleichheiten und Zugang zu Ressourcen sind Mosaiksteine, die zur Gesunderhaltung beitragen. Der Krieg in Afghanistan zeigt es auf krasse Weise: Wer Menschen statt die Armut bekämpft, bringt die Gesundheit und die Würde von Hunderttausenden Unschuldiger in Gefahr.  
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