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Frauen im Auslandeinsatz stärken lokale Netzwerke

Frauen stehen in bewaffneten Konflikten zusammen mit Kindern und alten Menschen meist auf der Seite der Verliererinnen. Umgekehrt haben Frauen einen anderen Ansatz, wenn es um die Lösung von Konflikten geht. Die Schweiz wäre deshalb gut beraten, Frauen gezielt für den Einsatz in der Friedensförderung zu unterstützen. Dazu gehört auch, die Gleichstellung der Frau im politischen und wirtschaftlichen Alltag umzusetzen.

Weshalb sollen sich Frauen öfters als bisher an der zivilen Konfliktbearbeitung beteiligen? Einfach schon deshalb, weil es die selbstverständlichste Sache der Welt ist, dass Frauen in allen, insbesondere wichtigen Positionen nicht länger untervertreten sein dürfen. Für die spezifischen Einsätze für Friedensförderung gilt zudem, dass Frauen in Konflikten kriegerischer Art zusammen mit Kindern und alten Menschen meist auch die grossen Verliererinnen sind. Nur logisch deshalb, dass es eine angemessene Vertretung ihrer Geschlechtsgenossinnen im ausländischen Hilfskontingent erleichtert, die erlittenen Schrecken und Qualen zu verarbeiten.

Prävention statt Armee
Frauen bringen aber auch aus ihrem Lebensalltag wertvolle Erfahrungen mit, die sie in labilen Gesellschaften einbringen können. Denn die Sozialisation der Frau ermöglicht einen Blickwinkel, der mehr als üblich auf die Konfliktursachen ausgerichtet ist, während den militärpflichtigen Männern im Dienst beigebracht wird, dass Gewalt mit Gegengewalt zu lösen sei. Wenn Frauen mitreden können, wächst überdies die Chance, dass Gelder zugunsten ziviler Konfliktlösung gesprochen werden. So könnte zumindest ein Teil der Milliardensummen, die unser Armeeapparat jedes Jahr verschlingt, in präventive Engagements fliessen.

Frauen denken anders
Doch was können Frauen in der Friedensarbeit bieten, was Männern schwerer fällt? Von welchem Friedensverständnis gehen Frauen aus? Sicher gibt es auch in diesem Bereich nicht einfach «die Sichtweise» der Frau, eben so wenig wie es «die Sichtweise» des Mannes gibt. Ich meine aber, dass Frauen nicht so rasch auf die falsche Fragestellung hereinfallen. In der Frage, ob wie im Kosovo militärisch interveniert werden soll, verfallen sie nicht primär dem militärischen Denken und versuchen, die Gewalt zu legitimieren. Statt sich die Frage zu stellen, wie effizient ein Krieg zu führen ist, verwenden sie die Energien für die Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen.

«Caritas-Strategie» hat Zukunft
In vielen Konfliktgebieten entstehen in Selbsthilfe lokale Frauennetzwerke, in Russland etwa die «Soldatenmütter», die sich gegen den Einsatz ihrer Söhne in Tschetschenien einsetzen. Solch wichtige Ansätze zur Friedenssicherung müssten von der UNO vermehrt unterstützt werden, ebenso die offizielle Schweiz. Sie wäre gut beraten, lokale Nichtregierungsorganisationen, die sich für den gewaltfreien Weg entscheiden, zu stärken und zu stützen. Damit dies vermehrt möglich ist, müssen die Rahmenbedingungen entsprechend verändert werden. Ich teile die Meinung der Caritas Schweiz, die in ihrem neuen Positionspapier «Allianzen für den Frieden» schreibt: «Die Caritas erachtet die Schweiz als besondert geeignet, international eine Vorreiterrolle für eine aktive, zivile Friedenspolitik wahrzunehmen und dabei auch ihren Einfluss in multilateralen Organisationen zu Gunsten von Krisenprävention und Friedensförderung geltend zu machen. Es muss zu ihren vordringlichen bilateralen und multilateralen aussenpolitischen Aufgaben gehören, den Prinzipien der «Good-Governance» Nachdruck zu verleihen. Dabei soll sie einen Schwerpunkt legen auf die Forderungen nach Demokratisierung und Dezentralisation, politische Partizipation der Zivilgesellschaft, Einhaltung der Menschenrechte sowie Abbau der Rüstungs- und Verteidigungsausgaben zu Gunsten von sozial- und bildungspolitischen Aufgaben.»

Frieden von unten
All diese Forderungen werden nur Früchte tragen, wenn Frauen wirklich mitentscheiden können. Wenn Frauen auch in den Entscheidgremien gleichberechtigt teilhaben, werden in Zukunft Frauennetzwerke eher Unterstützung erhalten. Die politische Herausforderung der nächsten Jahre wird es sein, Methoden und Instrumente (Mediation, Monitoring, runde Tische, Sanktionen) zu entwickeln und diesen den gebührenden Stellenwert zu geben. Die Einsicht, dass nichtmilitärische Konfliktlösung greifen muss, haben Menschenrechtsorganisationen, NGOs, Frauennetzwerke und FriedensforscherInnen in den letzten Jahren vermehrt eingebracht. So läuft denn auch das Jahr 2000 als Internationales Jahr einer Kultur des Friedens unter dem Slogan «Frieden liegt in unserer Hand!».

Netzwerke stärken
Eine ganzheitliche Vorstellung von Sicherheit, die viel mehr als traditionelle Verteidigungspolitik umfasst, muss in diesem Jahrtausend Wirklichkeit werden. Sicherheit beruht nicht auf militärischer Stärke und Kontrolle der sozialen Verhältnisse, sondern setzt auf Kooperation, eine ausgewogene wirtschaftliche und soziale Entwicklung, auf Umweltschutz, Achtung der Menschenrechte, Demokratie und Garantie sozialer Grundrechte. Es gilt, das Leben und die Würde jedes und jeder Einzelnen zu respektieren, den Planeten als Ganzes zu bewahren und alle Arten des Lebens und die Natur zu schützen. Gewalt als Ausdrucks- und Machtmittel muss zurückgedrängt werden. Das Recht auf Meinungs- und Redefreiheit und Multikulturalität ist zu verteidigen. Gerade in der Stärkung von Demokratien fällt den Frauen eine besonders wichtige Rolle zu. Es gilt, auch in den so genannten Konfliktländern, die Frauen an Entscheiden partizipieren zu lassen. Austausch, Beratung und Begleitung kann Frauennetzwerke in den betreffenden Ländern stärken und ihre Engagements wirkungsvoll fördern.

Politische Gleichstellung vorantreiben
Zivile Interventionen müssen an Bedeutung gewinnen, damit eine Eskalation wie Völkermord oder massive Menschenrechtsverletzungen aufgehalten werden können. Diese Interventionen können den Raum bereiten für Verhandlungen und Konfliktlösungen. Methoden ziviler Intervention wurden in kleinem Rahmen durch Internationale Friedensbrigaden in mehreren lateinamerikanischen Diktaturen während der 80er Jahre ergriffen und tauchten in den 90er Jahren auf dem Balkan wieder auf. Viele NGOs und Organisationen wie die Frauen in Schwarz in Belgrad, die Internationale Frauenliga für den Frieden und Freiheit (IFFF), das Zentrum für Gewaltfreie Aktion (CNA) in Sarajevo, die russischen Soldatenmütter und viele andere vermittelten zwischen Fronten und bräuchten oft bessere politische Unterstützung und Lobby.

Für mich unbestritten ist, dass ziviles Konfliktmanagement viel besser durch Menschenrechtsorganisationen, NGOs (inklusive Frauennetzwerke) und speziell trainierte zivile Personen betrieben wird als durch militärische Organisationen. Deshalb gilt es, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass diese die nötige internationale Unterstützung erhalten. Ein erster Schritt, mehr Frauen für den Einsatz in Krisengebiete zu rekrutieren, fängt im politischen und wirtschaftlichen Alltag an. Wie ein politisches Engagement hat auch ein Engagement in einem Auslandeinsatz viel mit der Gleichstellung im Leben hier in der Schweiz zu tun. Trotz der Ablehnung der Quoteninitiative müssen wir daran arbeiten, die Basis für eine friedfertigere Zukunft jetzt zu legen.  
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