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Beitrag für Schweiz. Fachstelle für Alkohol- und Drogenfragen, Oktober 2002

Hasch und Marihuana sind längst salonfähig. Eine Liberalisierung versachlicht die Diskussion, schafft keine Probleme für die Volksgesundheit und setzt Ressourcen frei für wichtigere Aufgaben von Polizei, Staatsanwaltschaft und Sozialbehörden.

Ob wir’s gut oder schlecht finden: Etwa eine halbe Million der Schweizerinnen und Schweizer haben schon einmal in ihrem Leben Hanfprodukte konsumiert. Zumindest gemäss Strafgesetzbuch ist dieser Konsum heute noch illegal. Doch wer will schon Hunderttausende büssen und zu Kriminellen abstempeln? Haben Polizei und Staatsanwaltschaft nicht Besseres zu tun, als Hanftäterinnen und -tätern hinterher zu rennen?

Das haben sie allerdings. Denn Hasch und Marihuana, da sind sich die Fachleute einig, unterscheiden sich in mehreren Punkten von anderen Drogen wie Alkohol, Tabak und harten Stoffen wie Heroin oder Kokain:
  • Gesundheitliche Schädigungen durch Cannabiskonsum sind wissenschaftlich nicht erwiesen; an übermässigem Hanfkonsum ist jedenfalls noch niemand gestorben.
  • Das Abhängigkeitspotenzial von Alkohol und Tabak wird mit jenem von Heroin gleichgesetzt. Anders Hasch: Hier ist die Tendenz zu körperlicher Abhängigkeit allenfalls schwach vorhanden.
  • Hasch macht nicht arbeitsunfähig wie etwa Alkohol und zerstört damit auch keine Beziehungen und Familien.
  • Hasch ist keine Einstiegsdroge für härtere Stoffe wie Heroin oder Kokain.
Dass der Anbau, Handel und Konsum von Hasch noch immer verboten ist, rührt insbesondere von den Vorurteilen gerade meiner Generation her. Marihuana wurde und wird noch immer mit Flower-Power, mit "nicht integrierbar", mit schmutzig und illegal assoziiert. Unbestreitbar ist: Die Prohibition ist nutzlos. In den USA und der Schweiz ist der Marihuanakonsum höher als in den Niederlanden mit seiner liberalen Gesetzgebung. Kommt dazu, dass je nach Kanton der Umgang mit Hasch unterschiedlich geregelt wird. Dies führt auch zu grossen Unsicherheiten und Frustrationen bei den kantonalen Polizeicorps.

Hasch ist im dritten Jahrtausend im Grunde nicht mehr und nicht weniger als ein Genussmittel wie Alkohol oder Schokolade. Statt das beliebte Kraut zu verteufeln und gleichzeitig vor allem bei Jugendlichen damit seine Attraktivität zu steigern, würde eine Liberalisierung auch einen guten Teil seiner Aura wegzaubern. Statt vom Ruch des Illegalen zu profitieren, wäre Hasch ganz einfach ein Kraut, das die einen gern, die anderen weniger gern rauchen.

Was für Schokolade und erst Recht für Alkohol gilt, muss aber auch bei Hasch greifen: Die Jugendlichen sollen über die Nachteile eines Missbrauchs informiert werden. Wird der Konsum von Marihuana und Hasch von Strafe befreit, kann im Schulzimmer auch gelöster darüber diskutiert werden.

Vorwärts gehen muss es allerdings mit Konsum-Einschränkungen beim Rauchen allgemein, wenn die Mitmenschen betroffen sind. So sollte der öffentliche Raum stärker als bisher von Rauch freigehalten respektive den Rauchenden ein markierter Raum zugewiesen werden. Eine solche Aufteilung des öffentlichen Raums kratzt nicht nur am Image der "coolen Rauchenden", es mindert auch das Risiko, passiv Rauch einzuatmen. Gerade das Bewusstsein in der Öffentlichkeit kann auch das private Verhalten beeinflussen. So leben im Rauch-kritischen Schweden nur zehn Prozent der Kinder in Haushalten, wo Tabak geraucht wird; In der Schweiz sind es rund 35 Prozent der Kinder.

Ziemlich genau vor zehn Jahren, am 9. Oktober 1992, hatte ich in einer Parlamentarischen Initiative gefordert, "jeder Umgang mit Hanfkraut solle für zulässig erklärt werden". In der Zwischenzeit ist viel zum Guten passiert. Was es jetzt braucht, ist ein weiterer Schritt in Richtung Legalisierung von Hasch und Marihuana. Der wichtige Unterschied zu längst akzeptierten Drogen: Marihuana tötet nicht, ganz im Gegensatz zu Alkohol mit jährlich 3000 Toten und zu Tabak mit 10'000 Toten. Darüber hinaus gibt es 300'000 Alkoholabhängige und 800'000 Nikotinsüchtige. An dieses Fünftel der Schweiz gilt es zu denken, wenn wir von Drogenprävention reden. Hier lohnt es sich, Geld, Ideen und personelle Mittel zu investieren.  
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